„Wir wollen Verbesserungen im Bereich Tierwohl vorantreiben und dazu beitragen, nachhaltigere tierische Lebensmittel für den breiten Markt in die Regale zu bringen. Die Kunden wünschen das, PRO PLANET kann dabei helfen“, sagt Stefanie Pöpken, unsere Fachbeiratsexpertin für Tierwohl.
Ich bin jetzt seit fünf Jahren im Bereich Tierschutz tätig und mein Eindruck ist: Das Thema reißt die Menschen zusehends mehr mit. Es ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Verbraucher können mit dem Begriff etwas anfangen, sie wollen etwas tun, ein gutes Gewissen haben. Eine sehr große Mehrheit möchte laut Umfragen wissen, wie die Tiere gehalten wurden. Vier von fünf Verbraucher:innen wünschen sich ein unabhängiges Tierwohl-Label. Dabei kann man natürlich anzweifeln, ob sich solche Wünsche und Äußerungen auch im Handeln umsetzen, also die Kundschaft dann auch tierwohlfreundlich einkauft.
Für mich ist Tierhaltung dann okay, wenn sie sich an den Bedürfnissen der Tiere orientiert. Somit ist es im Umkehrschluss nicht okay, wenn das Tier dem Haltungssystem angepasst werden muss – durch Eingriffe, Manipulationen oder Amputationen. Als konkretes Beispiel: Wenn Hennen der Schnabel gekürzt wird, damit die Tiere sich in einer stressigen Umgebung nicht gegenseitig picken, dann ist das nicht in Ordnung.
Sie wünschen sich, dass die Form der Tierhaltung sichtbar und somit nachvollziehbar gemacht wird. Das zeigt sich zum Beispiel beim Label „Pro Weideland“: Wenn das auf der Milch steht, sind die Kühe mindestens 120 Tage im Jahr für mindestens sechs Stunden am Tag draußen, auf mindestens 1000 Quadratmetern Dauergrünland je Kuh. Das ist eine Klarheit, die der Verbraucher schätzt. Dann kann man leicht abwägen, ob das Tierwohl den Preisunterschied wert ist.
„Da kann ich der Kundschaft nur zurufen: Schaut drauf und kauft es!“
Wir schauen bei jeder Tierart nach den speziellen Bedürfnissen für Tierwohlverbesserungen in der Haltung. Legehennen zum Beispiel dürfen ihren Schnabel behalten. Wir beraten die betroffenen Betriebe, wie sie die Tiere so halten können, dass es eben nicht zu Stress und Verhaltensauffälligkeiten kommt. Dafür ziehen wir Spezialisten von der Uni Osnabrück hinzu, die Landwirt:innen erhalten Weiterbildungen. Bei den Projekten SPITZ & BUBE und HERZ BUBE von REWE und PENNY bleiben zusätzlich auch die Bruderhähne am Leben – da kann ich der Kundschaft nur zurufen: Schaut drauf und kauft es!
Das Verbot der Schlachtung tragender Rinder ist sicher sehr wichtig gewesen. Ganz allgemein finde ich es aber einen Riesenerfolg, dass das Thema „Tierwohl“ endlich bei den Menschen ankommt, dass sie hier Fortschritte sehen wollen. Und es gibt, um auf den zweiten Teil der Frage einzugehen, noch sehr viel zu tun. Warum müssen Ferkel weiterhin kastriert werden? Warum bekommen wir es seit 17 Jahren nicht hin, die Kastenstände in der Sauenhaltung minimal größer zu machen, nämlich um nur zehn Zentimeter, wie seitdem diskutiert wird? Aus dem Stand kann ich da viele weitere Beispiele nennen, ich kann und will mich nicht zufrieden zurücklehnen. Die Tiere in der landwirtschaftlichen Produktion sind Mitgeschöpfe, die ein besseres Leben verdienen. Was wir ihnen antun, essen wir mit.